Der Kurpark – Architekturmuseum des 19. Jahrhunderts

Wer das Zentrum sucht, findet den Kurpark. Wo andernorts der Marktplatz den Mittelpunkt bildet, liegt in Bad Oeynhausen eine grüne Oase. Sie ist Zeugnis einer mondänen Kur- und Bäderwelt und schickt den Besucher auf eine Reise durch die Geschichte der Architektur.

König Friedrich Wilhelm IV machte Nägel mit Köpfen, als er südlich des heutigen Badehauses II, wo gerade die erste Thermalsolequelle entdeckt worden war, 1845 einen Badeort gründete. Er förderte die Entwicklung des „Königlichen Bades Oeynhausen“ maßgeblich – unter anderem durch den Auftrag, im Umfeld der Quelle einen Park zu entwerfen. Rund um diesen Park sollte sich auch die Stadt Bad Oeynhausen entwickeln.

Arkadien an der Werre - Der Kurpark von Peter Joseph Lenné

Der 26 ha große Kurpark von Bad Oeynhausen ist ein Gesamtkunstwerk mit einer über achtzig Jahre langen Entstehungsgeschichte. 1847 liefert der königl. Gartendirektor, Peter Jospeh Lenné, einen ersten Plan für die hufeisenförmige Anlage, welcher ab 1853 zur Ausführung gelangt. Der Park wird als romantischer, englischer Landschaftsgarten angelegt und beschwört mit seiner Architektur das antike Arkadien. Die preußische Monarchie finanziert großzügig erste Kur- und Badegebäude. Das Badehaus I wird 1857 im klassizistischen Stil vollendet und gilt bis heute als Meisterwerk und Prototyp deutscher Badearchitektur.

Kuren wie Gott in Frankreich

Im Kaiserreich wurden zwei neogotische Kirchen (1874), das Badehaus II (1885) nach Formen der Renaissance, das neobarocke Kurhaus (1908), das Kurtheater (1913) im Stil des Neorokokos und die Kurverwaltung (1903) vollendet. Alle Gebäude dieser Zeit nehmen sich französische Schloss- und Palaisbauten zum Vorbild. Um den schlossähnlichen Charakter des Kurhauses zu unterstreichen, wurde 1908 in der Mitte des Kurparks ein barockes Gartenparterre angelegt. Außerdem entstand ein malerischer Rosengarten mit Schweizer Molkerei im Westen der Parkanlage.

Ein Tempel als Vollendung

Die erste Demokratie Deutschlands schenkte dem Park eine marmorweiße Wandelhalle (1926) mit Trinkbrunnen, die sich als griechischer Tempelbau mit dorischen Säulengängen präsentiert. An die Rückfassade des Badehauses II wird 1929 ein schlichtes Kurmittelhaus angefügt. Damit endet aus historischer Perspektive die Bautätigkeit in der Parkanlage. Das einmalige Ensemble, welches Bad Oeynhausen den Ruf als „Architekturmuseum des 19. Jahrhunderts“ verschaffte, repräsentiert alle großen Baustile der europäischen Geschichte und ist ein malerischer Ausdruck europäischer Identität in Westfalen. Unsensible Veränderungen der Parklandschaft und der Gebäude in der Nachkriegszeit wurden in den letzten Jahren behutsam zurückgenommen und restauriert. Mit seinem dichten Baumbestand aus einheimischen und exotischen Arten, der jährlich vier Mal wechselnden Bepflanzung der Blumenbeete und dem einzigartigen Flair der Badearchitektur zählt der Kurpark von Bad Oeynhausen heute zu den schönsten Kuranlagen Deutschlands.

Bildergalerie: Beeindruckende Bäder-Architektur

Veranstaltungen im Park

Heute ist der Kurpark als Ruhepol mitten in der Stadt nicht nur bei Bürgern und Kurgästen beliebt. Über das Jahr finden hier verschiedene Veranstaltungen statt, so etwa an jedem ersten Augustwochenende das Parklichter-Fest. Während des ganzen Wochenendes feiern bis zu 30.000 Besucher bei Musik, Tanz sowie dem traditionellen musiksynchronen Feuerwerk sich selbst und die Stadt.