Unsere natürlichen Heilmittel

Bad Oeynhausen zählt zu den großen Bädern im Heilgarten Deutschlands. Durch die besondere Geologie der Region treten zahlreiche, natürliche Mineral- und Solequellen zu Tage. Durch Tiefbohrungen können artesische Thermalsolequellen erschlossen werden, die seit fast zwei Jahrhunderten zur Heilung und Erholung genutzt werden. Es brauchte Millionen von Jahren in der Geschichte unseres Planeten, um dieses Phänomen zu erschaffen.

Das Salz der Heilquellen in Bad Oeynhausen stammt aus den verdampften Resten eines Urmeeres, welches im Zeitalter des Perms vor 255 Mio. Jahren über unserer Landschaft lag. Die Kohlensäure im Wasser ist ein Überbleibsel vulkanischer Aktivität. Vor 85 Mio. Jahren begann der afrikanische Kontinent sich gegen den Europäischen zu schieben. Der enorme Druck faltet das Land zu Gebirgen auf und schuf tiefe Risse, welche die Quellen zu Tage befördern. So entstanden die Alpen im Süden und als nördlichster Ausläufer das Wiehengebirge, an dessen Fuße heute Bad Oeynhausen liegt. Wer ein prickelndes Thermalsolebad im Badehaus II genießt, taucht tief in die Urzeit unseres Planeten ein.

„Salz ist von den reinsten Eltern geboren, der Sonne und dem Meer.“

(Pythagoras, 570-510 v. Chr.)

Der Jordan-Sprudel damals (c) Stadtarchiv (Langer)

Die Oeynhausener Heilquellen-Familie – damals und heute

Der Bülow-Brunnen – der Urvater der Quellen

Noch heute kann der älteste Salzbrunnen der Stadt im Sielpark besucht werden. In einem Fachwerkbau versteckt sich der 1806 niedergeteufte, 80 m tiefe Bülow-Brunnen, der ursprünglich zur Kochsalzproduktion auf der im 18. Jh. gegründeten Saline Neusalzwerk verwendet worden ist. Die ca. 9-prozentige Sole der Quelle rieselt noch heute über die Schwarzdornwände des Gradierwerks und spendet an heißen Sommertagen Verdunstungskälte und eine Tröpfchenluft mit Salzbestandteilen. Bei Beschwerden der oberen Atemwege, Asthma oder Pollenallergie empfiehlt sich ein täglicher, halbstündiger Aufenthalt am Gradierwerk.

Der Bülow-Brunnen – der Urvater der Quellen (c) Staatsbad Bad Oeynhausen GmbH

Der Oeynhausen-Sprudel – die Mutter des Bades

15 Jahre lang brauchte der geheime Oberbergrat Carl von Oeynhausen, um einen damaligen Weltrekord zu erlangen. Seine knapp 700 m tiefe Bohrung auf dem Gelände des heutigen Kurparks beförderte 1839 jedoch nicht das von ihm gesuchte Steinsalz zu Tage, sondern eine artesische Thermalsolequelle. Mit einer Eigentemperatur von 33,6 Grad, einem Salzgehalt von 3,5 % und einem beträchtlichen Anteil gelöster Kohlensäure führt der Oeynhausen-Sprudel 1845 zur Gründung des königlichen Bades.  Noch heute speist der Sprudel die Wannen im historischen Badehaus II von 1885.

Der Oeynhausen-Sprudel – die Mutter des Bades (c) Staatsbad Bad Oeynhausen GmbH

Der Jordan-Sprudel – Emporkömmling aus den goldenen Zwanzigern

Sofort nach seiner spektakulären Erbohrung im Jahr 1926 wurde der Jordan-Sprudel zum Star und Wahrzeichen des Bades. Aus eigener Kraft schoss die Quelle 52 m hoch in die Luft und lieferte dem Bad zu Spitzenzeiten bis zu 9000 L Thermalsole in der Minute. Das verschaffte dem Jordan-Sprudel den Titel der größten, kohlensäurehaltigen Thermalquelle der Welt.  Benannt wurde er nach Badeverwaltungsdirektor Albert Jordan. Die Quelle speist heute die Becken der Bali-Therme und wird 2022 umfassend renoviert.

Der Jordan-Sprudel – Emporkömmling aus den goldenen Zwanzigern (c) Tourismus NRW

Die Kurdirektor-Schmidt-Quelle – die nächste Generation

Eine weitere Kaltsolequelle findet sich unter den dichten Baumkronen im Sielpark. Die Kurdirektor-Schmidt-Quelle wurde 1960 niedergeteuft und liefert aus 184 m Tiefe eine 9-prozentige Sole, die heute für Bäder im Badehaus II und zur Produktion von Kosmetik (Sole-Gesichtscreme von Feenwald-Wellness) und Backwaren (Solebrot von Feinbäckerei Brante) verwendet wird. Vor seiner Benennung nach dem damaligen Kurdirektor Hans Otto Schmidt, nannte man die Quelle auch den „Neuen Bülow-Brunnen“, da die Zusammensetzung der Wässer nahezu identisch ist.   

Wittekind-Brunnen II – der Jungbrunnen

Der Junior der Oeynhausener Heilquellen ist nicht gerade tiefgründig. Gerade 17 m tief reicht die Bohrung in Mitten des Kurparks ins Erdreich hinein, liefert aber ein erstklassiges Wasser für Trinkkuren in der Wandelhalle. Besonders der hohe Gehalt an Calcium macht den Wittekind-Brunnen mit seiner seltenen Zusammensetzung zu einer der beliebtesten Quellen bei Bürgern und Besuchern der Badestadt. An heißen Sommertagen trinken bis zu 200 Personen sein erfrischendes Nass und flanieren zur Kur-Musik vor der Wandelhalle auf und ab.

Wittekind-Brunnen II – der Jungbrunnen (c) Staatsbad Bad Oeynhausen GmbH

Erdzeitalter Perm - Natur- und Geopark TERRA.vita

Wer in unseren Quellen badet, taucht in die Geschichte unseres Planeten ein - in Zeiten von tropischen Temperaturen, riesiger Schachtelhalmbäume und prähistorischer Tiere. Erfahren Sie die genauen Hintergründe über die Entstehung der Steinsalzlager, welche unser Quellwasser in Sole verwandeln.

Erdzeitalter Tertiär - Natur- und Geopark TERRA.vita

Nicht nur ein Urmeer war nötig, um in Bad Oeynhausen Thermalsole sprudeln zu lassen. Es brauchte auch die Kraft der Kontinente, um das Gebirge der Region so zu brechen, dass die Quellen erschlossen werden konnten. Im Video erfahren Sie anschaulich, wie tektonische Verschiebungen unsere Landschaft formten.